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 Stand 11.04.17


Schmieren der Schweizer Ankerhemmung


Einleitung

Es gibt verschiedene Methoden der Hemmungsschmierung, wobei diese kaum nach gut und schlecht sortierbar sind. Letzten Endes hängt die maximale Nutzungsdauer (Das Fehlerfreie Funktionieren der Hemmung in Jahren) der Hemmung von sehr viel mehr Faktoren ab als nur die Menge und Platzierung des Schmierstoffs:

Konstruktive Merkmale wie Hemmungsgeometrie und Schwingungszahl oder auch Auswirkung des Rückwärtsdrehens der Hemmung beim Zeigerstellen auf die Haltung des Schmierstoffs.

Materialeigenschaften und Oberflächengüte die das Spreitverhalten des Schmierstoffs beeinflussen

Schmierstoffeigenschaften und Haltbarkeitsdauer des Schmierstoffs

Verwendete zusätzliche Hilfsmittel wie Epilame oder Lubrifar

Sauberkeit der Hemmung nach der Reinigung

Verschmutzung der Hemmung während der Laufzeit durch von Außen in das Uhrwerk eindringenden Schmutz sowie durch das Uhrwerk selbst produzierten Schmutz (zum Beispiel Metallstaub durch Abnutzung an verschiedenen Werkteilen)

Einstellung der Hemmung insbesondere der Höhenspiele


Daher muss vor dem eigentlichen Schmieren der Hemmung sichergestellt werden, dass alle Faktoren auf die der Uhrmacher Einfluss nehmen kann so gut wie möglich eingestellt wurden. Danach kann erst mit der perfekten Platzierung des Schmierstoffs, der Hemmungsschmierung, begonnen werden.



Schmierung über die Paletten

Bei der Hemmungsschmierung über die Paletten des Ankers wird das Basiswerk bis zur Ankerbrücke montiert, die Unruh mit Kloben wird noch nicht montiert. Das Uhrwerk wird minimal aufgezogen und der Anker so in Stellung gebracht, dass die Palette die man besser schmieren kann frei ist und kein Zahn an ihrer Hebefläche aufliegt. Mit der 10-Fach Lupe oder besser noch unter dem Mikroskop wird jetzt mit dem feinsten verfügbaren Ölgeber ein sehr kleiner Ölpunkt exakt in die Mitte der Hebefläche der Palette gegeben, genau in den Weg des Hemmungsradzahns wenn dieser über die Hebefläche gleitet. Der Tropfen sollte vom Durchmesser nicht größer sein als die Breite der Gleitfläche eines Hemmungsradzahns. Der erste Tropfen ist entscheidend für ein sauberes Schmierungsbild und muss deutlich kleiner sein als alle Folgenden. Als nächstes wird der Anker zweimal ausgelöst, indem er mit einer feinen und sauberen Kornzange am Ankerstiel langsam einmal an die gegenüberliegende Ankerbegrenzung und Zurück geführt wird (Nie an der Berührungsfläche des Ankerstiels mit der Begrenzung anfassen). Danach wird wieder ein neuer Ölpunkt auf die Palette gegeben, diesmal auf den sichtbaren Strich den der Hemmungsradzahn beim Verteilen des Öls entlang seiner Gleitbahn gemalt hat. Diesmal kann der Öltropfen etwas größer sein, da er sich sofort entlang der Schmierstoffbahn auf der Palette ausbreiten wird. Danach wird erneut der Anker zweimal ausgelöst. Dieser Vorgang muss so oft wiederholt werden, bis die gewünschte Schmierstoffmenge erreicht ist, typischerweise bei sehr kleinen Ölportionen ca. 15 bis 30 mal. Für die Beurteilung der Gesamtmenge des Schmierstoffs im unteren Abschnitt „Schmiermittelmenge“ weiterlesen.


-> Fehler:

-> Mögliche Ursache:


-> Fehler:

-> Mögliche Ursache:


-> Fehler:

-> Mögliche Ursache:



Nachteile:

Motorisch schwer auszuführen, vor allem bei kleinen Uhrwerken und Schnellschwingern mit kleinen Paletten.

Ein kleinstmöglicher Ölgeber mit fehlerfreiem Schliff wird für die perfekte Ausführung dieser Methode benötigt.

Bei Werken mit schlechter Sicht auf die Hebeflächen der Ankerpaletten schwer ausführbar.


Tipps:

Manchmal kann man mit einem leicht gebogenen oder abgewinkelten Ölgeber weitaus besser die zu schmierenden Hemmungsteile erreichen.

Um sehr kleine Öltropfen besser auf die Oberfläche abgeben zu können hilft es den Ölgeber vorher zu Epilamisieren. Hierdurch steht der Tropfen viel höher ab, wodurch er leichter absetzbar wird.


Schmierung über die Radzähne

Diese Methode wird von vielen Uhrmachern unterschätzt und ist insbesondere bei schlecht erreichbaren Paletten die zu bevorzugende Methode. Bei dieser Methode kann die Unruh eventuell schon montiert werde solange die Zähne des Hemmrads noch gut erreichbar sind. Bei montierter Unruh kann zur Verteilung des Schmierstoffs das Uhrwerk bei minimalem Aufzug kurz laufen gelassen werden.

Ähnlich wie bei der Schmierung der Hemmung über die Paletten sollte die Hemmung zuerst mit einer minimalen Schmierstoffmenge „geimpft“ werden. Hierfür wird eine minimale Menge Öl auf die Hebefläche eines Kolbenzahns gegeben und das Ankerrad einige Umdrehungen laufen gelassen. In mehreren kleinen Portionen wird jetzt weiter geschmiert und die Uhr jedesmal zwischendurch einige Sekunden laufen gelassen (bei minimalem Aufzug). Die Schmierung erfolgt immer in minimaler Menge genau auf die Hebeflächen der Kolbenzähne, der Tropfen darf auf keinen Fall zu groß sein oder auf eine Fläche gelangen die keiner Berührung mit den Paletten unterliegt. Während der Schmierung wird die Unruh in geeigneter Weise angehalten um die Schmierung in aller Ruhe auf den Kolbenzahn aufbringen zu können (Sekundenstop).

Perfekt geschmiert ist die Hemmung, wenn sich Schmierstoff nur in Form einer sauberen Bahn auf der Gleitbahn der Zähne auf den Ankerpaletten befindet und auf den Flächen der Kolbenzähne des Ankerrads, die mit den Paletten in Berührung kommen. Für die Beurteilung der Gesamtmenge des Schmierstoffs im unteren Abschnitt „Schmiermittelmenge“ weiterlesen.


-> Fehler:

-> Mögliche Ursache:


Nachteile:

Ohne Epilamisierung muss in sehr kleinen Portionen geölt werden da sonst schnell Öl auf die Stirnfläche des Ankerrads gelangt.


Tipps:

Bei einigen Damenkalibern ist das Ankerrad von außen sichtbar und sehr gut zu schmieren. Hier sollte die Hemmung bevorzugt über das Ankerrad geschmiert werden anstelle über die winzigen Ankerpaletten.



Schmiermittelmenge

Das Thema Hemmungsschmierung gehört zu den am schwierigsten zu erlernenden praktischen Uhrmacher-Fähigkeiten im Alltag. Da ein perfektes Ergebnis nicht einfach zu erzielen ist wird es leider von vielen Uhrmachern als unwichtig abgetan und die Hemmung übermäßig oder fehlerhaft geölt.

Bei einer falsch geölten Hemmung läuft der Schmierstoff bis auf eine minimale Menge von der Hemmung weg, diese minimale Menge verzehrt sich über Monate und Jahre da keine Reserve vorhanden ist. Wenn sich im Laufe von 6 bis 24 Monaten nach einer Revision die Gangwerte schleichend aber deutlich ändern (und oft nicht mehr die vorgegebenen Herstellertoleranzen erfüllen), ist dies oft auf eine trockene Hemmung zurückzuführen.

Schmiermittelmenge

Die richtige Schmiermittelmenge an der Hemmung ist ohne Erfahrung nicht einfach zu beurteilen, es gibt aber einen guten Anhaltspunkt um auch ohne Erfahrung die richtige Menge Schmierstoff zu geben.


Für die Beurteilung der Schmiermittelmenge wird hierbei die Hemmung über den Ankerstiel bedient und hierbei die Zähne über die Paletten gleiten gelassen. Dann wird in dem Moment angehalten, in dem sich ein Ankerradzahn mit seiner Ecke genau in der Mitte der Palette befindet. Die ideale Schmiermittelmenge ohne Epilame ist vorhanden, wenn der sichtbare Schmierkeil (mit Unterlicht am Mikroskop ideal zu beurteilen) 30% beträgt. Mit Epilame kann bis zu 50% geschmiert werden. Bei Hemmungen mit sehr großem Keilwinkel sollte weniger geschmiert werden (z.B. 15% und 25%), bei sehr spitzem Winkel sogar bis zu 100%.


30% Schmierstoff (Blauer Keil):

50% Schmierstoff (Blauer Keil):

70% Schmierstoff (Blauer Keil):