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 Stand 11.04.17

Reparatur Girard-Perregaux 352 Quarzwerk


Eines der ersten Quarzwerke die gebaut und verkauft wurden soll nach nunmehr 40 Jahren Laufzeit eine Werkrevision erhalten. Die mechanischen Teile dieses Uhrwerks wurden damals von Jaeger LeCoultre gefertigt, die elektronischen Teile lies GP anderweitig herstellen.


Wie bei der Revision einer mechanischen Uhr muss auch bei der Quarzuhr mit Analoger Anzeige (Zeiger) jedes Zahnrad geprüft werden. Bei der Funktionsprüfung der mechanischen Teile wird genauso vorgegangen wie bei normalen mechanischen Uhren - nach einer Prüfung der Lagerspiele, Beschädigungen, Rund- und Flachlauf der Zahnräder und optischer Prüfung am Mikroskop werden die Lager, Zapfen und Zahnräder mit dem Putzholz vorgereinigt und in die Reinigungskörbe einsortiert, um später in der Uhrenreinigungsmaschine Endgereinigt zu werden.


Nach dem Ausschalen und Entfernen der Zeiger und der Elektronikbaugruppe:



Einer der Gründe für das unglaublich hohe Laufpotential dieses Uhrwerks ist der vollständig gekapselte Rotor mit Spule. In der Spule rechts befindet sich eingesperrt der Rotor, diese beiden Teile stecken im montierten Zustand gekapselt in der goldenen Hülse links. Eine Brücke verschließt vollständig die Baugruppe Rotor und Spule, perfekt vor Schmutz und Staub geschützt.



Nach der recht unkomplizierten Werkseite folgt nun die Zifferblattseite mit dem Datumsmechanismus, die rostige Datumsraste fällt deutlich auf. Alle anderen Teile tragen keine Rostspuren. Der Rost wird mithilfe von leicht schleifenden Reinigungsmitteln entfernt, hierfür verwenden Uhrmacher zum Beispiel feine Glasfaserbürsten, Radierstifte mit Schleifpigmenten, Putzholz mit Ölsteinpulver oder gröbere Poliermittel. Die Funktionsflächen - die Gleitflächen der Raste - werden danach mithilfe von feinen Poliermitteln wieder auf Hochglanz gebracht, um eine gute Funktion des Datums zu gewährleisten. Das Ergebnis nach der Entrostung ist einige Bilder später zu sehen.



Die Zeigerreibung wird durch eine federnde Nase zwischen „Viertelrohr“ (-hier sitzt der Minutenzeiger drauf) und dem „Minutenmitnehmerrad“ verursacht. Hierdurch lässt sich das Viertelrohr zum fest mit dem Uhrwerk verbundenen Minutenmitnehmerrad verdrehen und dadurch ist es möglich die Uhrzeit zu verstellen.



Hier nochmals die Bauteile des Uhrwerks für die Fotografie bereitgelegt. Danach werden die Teile zurück in den Reinigungskorb sortiert und in die Uhrenreinigungsmaschine getan.






Jetzt werden die Teile einsortiert. Die Elektronikbaugruppe kommt nicht in die Reinigungsmaschine, sondern wird vorsichtig von Hand gereinigt.



Unten zu sehen sind die Teile, die nicht in die Reinigungsmaschine kommen, sondern nur von Hand gereinigt werden dürfen.



Das Gehäuse erhält ein neues Glas und Bodendichtung, vorher wird es allerdings noch im Ultraschallbad mitsamt Gehäuseboden, Werkhaltering und Band gereinigt.



Die Frisch aus der Reinigungsmaschine gekommenen Teile werden unter einer Glasglocke aufbewahrt um nicht mit Staub aus der Luft in Verbindung zu kommen. Es wird eine Baugruppe nach der anderen aus dem Behälter genommen und montiert. Zuerst wird der „Aufzugsmechanismus“ mitsamt Aufzugwelle montiert und geschmiert.



Danach folgt der gekapselte Rotor mitsamt Spule. Das Uhrwerk besitzt übrigens keine Steine als Lager, sondern Lagerbuchsen aus Kunststoff. Diese haben sich bei diesem Quarzuhrwerk definitiv bewährt: Es gibt keine Anzeichen von Verschleiß in den Lagern. Die Lager müssen allerdings trotzdem geschmiert werden. Als Schmiermittel gibt es für Uhrmacher teure Spezialöle mit verschiedenen Viskositäten und Anwendungsbereichen. Wenige ml Uhrenöl kosten häufig bis zu 100 Euro und mehr.



Als nächstes wird das Räderwerk montiert.




Die Bewegung des Schrittmotors wird über ein winziges aufgepresstes Zahnrad auf das große Kunststoffrad oben im Bild übertragen. So dreht der Motor einmal pro Sekunde die Zahnräder der Uhr einen Schritt weiter.


Als nächstes folgt die Montage der Datumsseite.


Das linke Teil unten im Bild ist die entrostete Datumsraste, von den Rostspuren sind nur noch einige matte Stellen sichtbar.





Die Feder unten im Bild hält die Datumsschnellschaltung unter Spannung. Sie hat ungefähr eine Dicke von fünf hundertstel Millimetern, ein einziger falscher Atemzug kann solche Kleinteile für immer verschwinden lassen.



Nachdem die Datumsseite fertig montiert wurde, wird die Elektronikbaugruppe montiert und das Werk gemessen und mit Batterie geprüft.




Als letzter Schritt werden Zifferblatt und Zeiger gesetzt und das Uhrwerk in das inzwischen gereinigte Gehäuse eingebaut.